Heilung braucht Zeit, aber manchmal braucht sie auch Gelegenheit - Hippokrates
2. Juli 2023
Susanne steht seit den ersten Atemzügen von Neurojackpot mit uns in Verbindung. Weil wir alle davon überzeugt sind, dass vor allem Erfahrungsberichte von anderen Betroffenen sehr wertvoll sind, wenn man sich selbst auf diesem Weg befindet, schreibt sie Texte für uns - mitunter sehr berührende Berichte, so wahr und ehrlich.
Wenn ich zurückdenke, würde ich sagen, dass ich schon immer ein ungeduldiger, hektischer Mensch war. Multitasking wurde für mich erfunden, kaum je widme ich mich nur einer einzigen Sache. Alles muss schnell gehen und mit einer Intensität erledigt werden, die mich bei alltäglichen Hantierungen ins Schwitzen bringt.
Nun, da ich viel über das menschliche Nervensystem gelernt habe, bin ich mir nicht mehr sicher, ob diese Schnelligkeit tatsächlich eine angeborene Charaktereigenschaft von mir ist. Was, wenn mein Hirn von klein auf diesen Zustand der Übererregtheit gelernt hat, weil ich meine Umgebung nie als sicher wahrgenommen habe? Ständig auf Zack, ständig in Habacht? Manchmal ergeht es mir mit meiner Heilung ganz ähnlich. Ich mache andauernd zu viel, lese zu viel, übe zu häufig, ständig auf der Suche nach dem Tool, das mir hilft, meinen Schmerz zu verlernen. Dann sitze ich im Garten, versuche die Schönheit der Natur zu genießen und dabei rauschen ununterbrochen Sätze wie:
- “Tief einatmen, tief ausatmen”,
- “benutze deine Sinne, was siehst du, was hörst du?”
- “versuche dich in die Kostbarkeit des gegenwärtigen Moments zu vertiefen”
- “fühle in deinen Körper hinein, was will er dir sagen?” usw.
durch meinen Geist.
All diese Imperative schlagen Purzelbäume in meinem Kopf und ich kann wahrhaftig spüren, wie mein Herz schneller schlägt und ich in diesen Zustand von Übererregtheit gerate, den ich so gerne vermeiden möchte.
Leider kann ich meine Heilung nicht beschleunigen, leider ist Geduld und wenig Druck das, was mein Nervensystem beruhigt. Ich wünschte es wäre anders. Gerade geht mir das alles viel zu langsam und dennoch weiß irgendein Teil in mir, dass ich die Fähigkeit dazu habe, ruhig zu werden. Manchmal wenn ich meditiere, wenn ich in der Betrachtung von etwas versinke, wenn ich bewusst den Boden unter meinen Füßen spüre, überkommt mich ein Friede und die Hoffnung, dass auch ich lernen kann, still zu sein.
Herzlich, Susanne